HessenGefängnisse
damals, gestern und heute
im Rahmen der internationalen Entwicklung
angereichert durch persönliche Erfahrungen
Hessen war schon mal mehr als das heutige Bundesland. Niederlahnstein, Oberlahnstein, Bad Ems, Kaub,
Mainz, Worms, Aschaffenburg im Großherzogtum Frankfurt (1810-1813) waren auch mal Hessen,
sogar Bad Wimpfen als Frankfurter Enklave.
Schmerzlich willkommen!
gertlinz@web.de
Letzte Bearbeitung 22.10.2023 - 11:30 Uhr
"Schöner Sitzen" - Der Umzug eines Untersuchungshaftgefängnisses - https://www.youtube.com/watch?v=_wg3J2JDfD4
oben: Strafanstalt Preungesheim bei Frankfurt > 1889 - aus Frankfurt und seine Bauten,
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INHALT
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Ehrenamtliche im Justizvollzug - Fachtage > 2013
Fettmilch-Aufstand, der - und die Vertreibung der Juden aus der Judengasse in Frankfurt > 1614
FRAPORT - Das Flüchtlingsgefängnis > 2008
Der Herzog von Bayern und deutsche König Ludwig der Bayer lässt den fünfeckigen Innenturm der Zollburg Pfalzgrafenstein auf einem Felsen im Rhein errichten. Der Gründungsbau beschränkte sich auf den sechsgeschossigen, fünfeckigen Turm. Dieser Einzelturm hatte die Aufgabe, eine bessere und sicherere Eintreibung der Rheinzölle zu gewährleisten. Eine Kontrolle der Schiffe und Sperre der Durchfahrt war durch die mittelalterliche günstig gelegene Schiffsroute einfach. Papst Johannes XXII belegt ihn deshalb 1327 mit dem Kirchenbann, was Ludwig veranlasst, um den Turm eine 12 Meter hohe Mauer zu errichten….
Im hinteren Turm (hier vorne) befindet sich das 9 Meter tiefe Gefangenenverlies , das vom zweiten Wehrgang zu erreichen ist. Die zahlungsunwilligen Kaufleute, die den Rheinzoll nicht entrichten wollten, wurden mit einem Seil und Querholz in dieses Brunnenverlies hinunter gelassen. Bis jemand kam, um sie auszulösen. Sie saßen dann in einem Holzfass oder auf einem Holzfloß, das auf der Oberfläche des Brunnenwassers schwamm, so lange, bis sie bezahlten. Etwa 20 Zöllner und ein Hauptmann waren mit der Zolleintreibung beschäftigt. Kauber Geschichtsverein
Zu beiden Seiten des Rheins von Rüdesheim/Bingen bis Braubach gibt es viele Burgen, deren Herren alle kassieren wollten. Die Burgen lagen alle an den Hängen. Da war sicher mancher Burgherr neidisch auf die „Pfalz“ bei Kaub. Ihre Verliese hatten sie alle.
Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts während der Freiheitskriege, leitete Fürst Blücher eine Militäraktion von Pfalzgrafenstein aus. Er setzte mit fast 90.000 Soldaten an der Unterseite der Pfalz unter Ausnutzung der Insel über den Rhein. 1803 wurde die Burg Besitz des Herzogtums Nassau.. 1866 gelangte sie schließlich in den Besitz des Königtums
Preußens, welches
1876 den Zollbetrieb aufhob und damit das Ende der Zollstation herbeiführte. Trotz vieler Jahre Krieg und wechselnder Besetzungen der anliegenden Stadt Kaub wurde
die Burg weder zerstört oder beschädigt.
Fotos Linz
HINRICHTUNGEN Fortsetzung
Vom Frankfurter Brückenturm aus, in dem die zum Tod Verurteilten eingesperrt waren, konnten sie auf ihren Hinrichtungsort sehen, den höchsten Brückenbogen, auf dem der Brickegiggel[1]stand. Dort war der Main am tiefsten.
Im Mittelalter war das Ertränken die häufigste Hinrichtungsart in Frankfurt. Zuständig für die Strafverfahren war seit 1387 der Frankfurter Rat. Aus den erhaltenen Gerichtsakten ist zu ersehen, dass zwischen 1366 und 1500 91 Delinquenten ertränkt wurden, gefolgt von Erhängen mit 70 und Enthaupten mit 58 Fällen. Im 17. Jahrhundert wurden nur noch 38 Menschen ertränkt, dagegen 133 gehängt und 28 enthauptet. Die letzte Hinrichtung durch Ertränken fand 1613 statt. Nach der peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V., der Constitutio Criminalis Carolina war das Ertränken u. a. für folgende Delikte vorgesehen: Diebstahl, Kindsmord, Blutschande, Bruch der Urfehde, Vergiftung und Abtreibung.
Die älteste Gesamtdarstellung zeigt die Brücke während der dreiwöchigen Belagerung der protestantischen Stadt durch ein Heer der protestantischen Fürsten im Sommer 1552, als sie durch kaiserliche Truppen verteidigt wurde(s.u). Die Brücke war in dieser Zeit mit Tüchern verhängt, der Main durch versenkte Schiffe und eine eiserne Kette unpassierbar gemacht. Die Belagerung begann am 17. Juli und endete am 2. August. Für die Stadt zahlte sich ihre Kaisertreue aus, ab 1562 fanden alle Kaiserkrönungen in Frankfurt statt.
Der Ablauf einer Hinrichtung ist in der Lersnerschen Chronik beschrieben: Der Delinquent wurde vom Brückenturm, wo er inhaftiert war, auf die Alte Brücke geführt bis an die stat, da man pfleget zu richten: dem Kreuzbogen. Dort band man ihm Knie, Arme, Hände und Hals und schob ihn auf einem Brett über das Brückengeländer in den Main. An dieser Stelle war die Strömung des Flusses am stärksten, so dass der Delinquent sofort mitgerissen wurde und ertrank. Bei hinreichendem Wasserstand wurde die Leiche erst außerhalb der Stadt wieder angelandet, so dass man sich nicht mehr darum zu kümmern brauchte. Nur bei niedrigem Wasserstand konnte es geschehen, dass ein Ertränkter noch auf Frankfurter Territorium an Land gespült wurde. In diesem Fall wurde der Leichnam auf dem Friedhof beim Gutleuthof beigesetzt. Im Gegensatz zu den anderen Hinrichtungen fanden Ertränkungen auch des nachts statt, um auf der Brücke die sonst bei Hinrichtungen üblichen Menschenansammlungen zu vermeiden.
[1] Eigentlich war und ist der Brickegiggel ein großes Kreuz, auf dem ein Hahn sitzt.
1431 Butzbach +
1456 | Frankfurt +
Der Rent- oder Zollturm und die Thürme
ist heute vom Historischen Museum aus begehbar. Er hat noch ein weiteres Geschoss, das bei der Aufschüttung und Mauerung des Mainkais verschwand. Dieses Geschoss wurde als Gefängnis genutzt. Friedrich Stoltze ( > 1866) kennt es noch. Wenn der Main Hochwasser führte musste das Gefängnis geräumt werden. Im Merian-Stich von 1646 sieht man den Turm hinter dem Leonhardsturm..und ganz hinten den Brückenturm. Immer wieder wird berichtet, dass "die Thürme" als Gefängnisse benutzt wurden. Den Leonhardsturm kannte ich bis vor kurzen nicht, dahinter der Rentturm und weiter an der Alten Brücke der Frankfurter Brückenturm.
1. Foto Linz - Übrigens: Der Schaumainkai ist jetzt autofrei..eine idelae Strecke für Radfahrer und E-Roller....im Sommer 2020 auch Spielplatz und mit Festen...
Im Lahnsteiner Schöffenbuch finden sich die Namen einiger wegen Zauberei bestrafter Frauen. Im Jahre 1573 wurden Berbel in der Carthausen und Loeben Gredta ertränkt, für Kurmainz das einzige Mal, daß die Strafe nicht auf Verbrennen oder Enthaupten lautete. Im gleichen Jahr wurden außerdem Jacob Grinsheusers Frau und Anna Wendel Guedts Frau, die Tochter Berbels in der CarThause als Hexen verbrannt. Hingegen konnte man Madalena Juncker und Just Schneiders Frau eine Komplizenschaft anscheinend nicht nachweisen. Erstere wurde ausgewiesen, letztere erhängte sich wegen des Verdachtes in ihrem Haus. In der Nacht zum17. Januar 1574 wurde die Stoe Elli verhaftet und schließlich, als (sie) nichts bekhennen wollen, ewiglich des Stieffts Meintz verwiesen.
Pohl - Zauberglaube S.143f - HHStA Wiesbaden, Abteilung 107
Eine noch größere Belastung als die Unterstützung der Waisen bedeutete die Sorge um die Geisteskranken, die ebenfalls dem Almosenkasten anvertraut waren.
Im frühen 16. Jahrhundert hatte man die Irren wohl einfach abgeschoben und nach 1564 in ein Gefängnis gesteckt, das der Almosenkasten auf Befehl des Rates erbauen mußte.
Es lag am Rande der Stadt, dort, wo 1606 erstmals ein Tollhaus erwähnt wird, nämlich in der Nähe von Taubenhof und Rahmhof in der nordwestlichen Neustadt.
Dieses Hauß ist in einer sehr stillen und nicht sehr bewohnten Straße gelegen, welche von dem Hauß den Namen die Dollgasse führt...Lersner 1706
Almosenkasten S.42f
Im Hausarchiv des Fürsten von Ysenburg-Büdigen fanden Stadtarchivar Hartmut Blaum und Andreas Wörner aus Kelsterbach die Prozessakte „Graf Wolfgang gegen Joachimbs Weib“und machten eine Broschüre daraus.
nach Berichten in der Frankfurter Rundschau und Frankfurter Neuen Presse am 19.5.2007 von Andrea Rost und Carmen Erlenbach
Sie wird nicht hingerichtet und auch nicht im üblichen Sinne gefoltert. Dass ihr lediglich vier Mal ein Getränk eingeflößt wird und sie dann wieder aus der Haft entlassen wird, macht den bisher einzig bekannten Fall von Hexenverfolgung in der Untermainstadt nicht unbedingt zu einem Spektakel. Doch ist der Fall der Catharina von Kelsterbach, Ehefrau des Fährmanns Joachim von Hoechst, einer der wenigen Fälle von Hexenverfolgung um den 30-jährigen Krieg mit Happy End – und darum eine Besonderheit.
Inhaftiert und verhört worden war Catharina von Kelsterbach, weill man ihr vorwarf, die Leiche eines Strohschnitters geplündert zu haben, die der Main angeschwemmt hatte. Sie war damals 71 Jahre alt und hatte zwölf Kinder geboren, eine Tochter war gelähmt. Da man sich die Krankheit des Kindes nicht erklären konnte, lag es nahe, Catharina des "Schadenzaubers" und der Hexerei zu bezichtigen.
Der Kelsterbacher Schultheiß Caspar Schreiner und der Sekretär des Fürsten von Ysenburg-Büdingen, Wendl Hepp, ließen Catharina im Turm zu Langen "gefänglich einziehen" und verlangten in einem Brief vom 18. Oktober 1571, sie zu verhören. Gütlich sollte die Kelsterbacherin zunächst befragt, danach auch die Tortur angedroht werden.
Catharina gestand nicht. Sie könne weder zaubern noch hexen, erklärte sie. Auch als man ihr im Beisein eines Scharfrichters einen Trank einflößte, der sie gefügig machen sollte, legte sie kein Geständnis ab.
Hilfe aus Frankfurt und Eppstein
Mittlerweile hatte sich auch Fährmann Joachims Dienstherr, der Landgraf von Hessen-Marburg eingeschaltet und davor gewarnt, die Kelsterbacherin ohne Beweise weiter festzuhalten. Catharinas Mann Joachim hatte sich mit der Bitte um Freilassung seiner Gattin an den Amtmann Haness Schaffnit von Eppstein gewandt. Er ist ein Beamter des Landgrafen von Hessen-Marburg, also des Arbeitgebers von Joachim. Der Eppsteiner schreibt am 3. Dezember an Graf Wolfgang von Ysenburg-Büdingen, dessen Untertan Joachim ist, ihn doch über die Haftgründe zu informieren und seine Gattin frei zu lassen. Offenbar wird der Frankfurter Stadtadvokat Dr. Niclas Burckhardt um einen justiziellen Rat gefragt. Er erachtet in einem Brief vom 19. Dezember 1751 das Vorgehen gegen Catharina und die Folter als unrechtmäßig. Alles, was ihr anzulasten sei, sei „unnütz geschrey und weiber schedigung“. Er verdeutlicht, dass Joachim die Sache zu Ungunsten des Grafen vor das kaiserliche Kammergericht bringen könne – und bringt so eine entscheidende Wendung in die Angelegenheit. Ein von ysenburgischer Seite angefordertes Gutachten eines Frankfurter Stadtadvokaten empfahl, Catharina schleunigst freizulassen. Sollte sich das Reichskammergericht mit der Sache befassen, hätten Schultheiß und Sekretär sonst ernste Konsequenzen zu befürchten. "Die beiden haben wohl Angst bekommen, schließlich hatten sie keine Beweise für ihre Vorwürfe", vermutet Hartmut Blaum.
Catharina wurde freigelassen, sollte aber die Kosten für das Verfahren tragen, da sie sich mitschuldig an den Verdächtigungen gemacht habe. Das wollte die Kelsterbacherin nicht auf sich sitzen lassen. Und sie wagte einen für die damalige Zeit ungewöhnlichen und mutigen Schritt. Schriftlich wandte sie sich an den Fürsten von Ysenburg-Büdingen, erklärte ihre Unschuld und bat ihn, ihr dies schriftlich zu bestätigen. Der Fürst kam ihrer Bitte nicht nach. "Ist aus beweglichen Ursachen abgeschlagen", lautet der letzte Satz in der Akte zum Kelsterbacher Hexenprozess.
In der Broschüre, die Hartmut Blaum und Andreas Wörner für das Stadtarchiv zusammengestellt haben, zeichnen sie den Prozess detailreich nach und stellen die Geschehnisse in den historischen Zusammenhang der Hexenverfolgungen, die in vielen Orten Hessens zwischen 1560 und 1660 stattfanden.
1571 wird die 71-Jährige Mutter von zwölf Kindern verdächtigt, den toten, im Main angeschwemmten Strohschneider namens Klem ausgeplündert zu haben beziehungsweise vom Raub der 30 Gulden, die er bei sich hatte, zu wissen. Vermutlich wird Catharina auch angelastet, eine ihrer Töchter verhext zu haben. Denn sie ist gelähmt. Zwei Gründe also, um die Alte am 14. Oktober in den Turm zu Langen im Winter einzusperren.
Was passiert also mit Catharina? Das erste Dokument trägt das Datum vom 18. Oktober 1571. Ein Schreiber der Kelsterbacher Amtsstube fordert den Bereiter zum Hain und den Schultheiß von Langen auf, die zweier vermeintlicher Vergehen verdächtigte Catharina anhand eines Fragekataloges zu verhören. Die 71-Jährige sagt aus, nicht zu wissen, wer Klem an Land gezogen habe. Aber Peter Hanssen Michels Frau habe Ware mit verschimmeltem Geld bezahlt. Und was ihre gelähmte Tochter angehe, so habe der weise Mann von Hanau gesagt, sie sei vom Schlag gerührt. Zwölf Tage später, am 30. Oktober, geht ein Brief mit der Bitte um einen Scharfrichter an den Rat von Frankfurt. Denn eine gefangene Frau in Langen solle der Folter unterzogen werden. Die Antwort ging verloren. Jedenfalls taucht in Langen ein Meister Ludwig, Scharfrichter von Büdingen, auf.
Am 30. Oktober schreibt der Kelsterbacher noch einen zweiten Brief mit dem Befehl, Catharina noch einmal gütlich und für den Fall eines fehlenden Geständnisses unter Folter zu befragen. Catharinas Verhör ergab jedoch keine Neuigkeiten.
Catharina wird am 5. und 20. November abermals durch eingeflößte Getränke gefoltert. Von damals typischen Foltermethoden sieht man wohl wegen ihres Alters ab.
Am 22. Dezember erkennt Schultheiß Bertz von Langen Catharinas Unschuld an. Daraufhin entwerfen ysenburgische Beamte zwei Verträge, die Catharina unterschreiben soll. Sie soll sich dazu bekennen, den Verdacht gegen sie selbst verschuldet zu haben, der die Folter gerechtfertigt habe. Darüber hinaus soll sie mit ihrer Unterschrift auf Regressansprüche verzichten und die Kosten des Verfahrens tragen. Es folgen die Rechnungen. Das Ende der Auseinandersetzung wird mit einem Essen gefeiert. Doch Catharina meldet sich noch einmal zu Wort und zeigt dem Grafen von Ysenburg-Büdingen gegenüber enorme Zivilcourage. In einem Brief, den sie vermutlich von einem einfachen Mann schreiben lässt, bittet sie den Grafen, das Unrecht an ihr einzugestehen. Wohl, weil der Graf Regressansprüche vermutete, wird das Schreiben mit dem Vermerk „Ist aus beweglichen Ursachen abgeschlagen worden“ für immer zu den Akten gelegt.
aus dem Begleitheftt zur Sonderausstellung im Museum Schloß Fechenbach in Dieburg vom 10. März bis 5. Juni 2022
Ein Blick über die Jahrhunderte:
Das alles waren Gefängnisse
Die Haupt- und Konstablerwache, der Keller der Großmarkthalle (jetzt EZB), der Katharinenturm, das Lager Rollwald; nur zufällig herausgegriffen aus den vielen Bauten, die zum Einsperren dienten. Anton Prätorius schildert 1613 die Gefängnisse seiner Zeit und wie Gefangene sich darin fühlen mussten. Naheliegend war es, Gefangene mitten in der Stadt Im Rathauskeller aufzubewahren; auch das war schon im Römer geschehen. Als die peinlichen Leibes- und Lebensstrafen der Freiheitsstrafe wichen, und man die Arbeitskraft der Gefangenen nutzen wollte, entstanden die Zuchthäuser, als nun nach ihrem vordringlichen Zweck geplante Gebäude. Zur Ausbeutung der Arbeitskraft kamen das Besserungsziel und damit die Einzelhaft. Es folgten die Arrest- und Arbeitshäuser, und die panoptischen Zellengefängnisse . Als die Gefangenen zur Masse wurden, erfanden die totalitären Staaten die Barackenlager, Konzentrationslager und Arbeitslager . Der derzeitige Stand des Einsperrens ist die Justizvollzugsanstalt aber auch - weitgehend unbemerkt - im Massregelvollzug in Psychiatrischen Anstalten.
Standard I (Akten): Institut für Stadtgeschichte Frankfurt
Bestand: Criminalia: Akten
Bestandskürzel: Signatur: 354 Bd.: Bl/S: 65 Bll.
Altsign.: 1597/14 Az.:
Titel: Täter: Stettler, Hieronimus, Kutscher, von Nürnberg, in Frankfurt verhaftet
Tat: Bruch der Urfehde
Stettler, der zuvor in Nürnberg im Gefängnis war, weil er den Nürnberger Ratsherrn Daniel Hopfer beleidigt hatte, mußte mit einer Urfehdeverschreibung und Eidesleistung schwören, künftig straffrei zu bleiben. Wegen seines Vergehens war ihm auferlegt worden, mit den Kriegsleuten vier Jahre nach Ungarn zu ziehen. Stettler war jedoch nicht nach Ungarn gezogen, sondern hatte sich zunächst eine Zeitlang in der Nähe Nürnbergs aufgehalten und wohl auf der Leipziger Messe weitere Reden gegen Daniel Hopfer und auch andere geführt. Damit hatte Stettler seine Urfehdeverschreibung gebrochen. Der Nürnberger Rat erließ daraufhin den Befehl, Stettler an jedem Ort, an dem er anzutreffen sei, festzunehmen und ins Gefängnis zu bringen. Aus diesem Grunde wurde er bei einem Aufenthalt in Frankfurt in Haft genommen. Nach der Reichs-Halsgerichtsordnung drohten ihm als treulosen und meineidigen Urfehdebrecher Leibesstrafen, wenigstens aber, dass die Verhaftung so lange bestehen bleibe, bis für ihn genügsam Kaution geleistet würde. Er blieb 25 Wochen in Frankfurt in Haft (im Hospital zum Heiligen Geist). Es scheint, daß der Frankfurter Rat kein allzu großes Interesse an der Verfolgung der Falles hatte, eine peinliche Befragung, wie von Daniel Hopfer d. J. in Bezug auf die Leipziger Vorfälle gefordert, wurde nicht durchgeführt. Es kam, auf Ansinnen des Daniel Hopfer, zu einer neuen verschärften Urfehdeverschreibung 1598 und Haftentlassung.
Enthält: diverse Schreiben des Nürnberger Rats und des Daniel Hopfer, Nürnberg
Darin: Rechnung der Pfleger des Hospitals zum Heiligen Geist für Atzung und andere Notdurft des von 1597 Sept. bis 1598 März (25 Wochen = 25 Gulden, d. h. 1 Gulden pro Woche) im Hospital gefangen gehaltenen Stettler (Bl. 2); Urfehdeverschreibung des Hieronimus Stettler 1597 Juni (Bll. 41-42), dto. 1598 März (Bll. 4-5); diverse übermittelte Zeugenaussagen, wohl aus Leipzig.
Laufzeit: 1597 - 1598 Datierung:
Formalbeschreibung: diverse Schreiben des Nürnberger Rats und des Daniel Hopfer, Nürnberg
Personen: Stettler, Hieronimus; Hopfer, Daniel
Sachbegriffe: Urfehdebruch; Beleidigung; Kaution; Gefängnis; Kriegsverpflichtung; Hospital; Kutscher; Ratsherr
Körperschaften: Hospital zum Heiligen Geist
Orte: Nürnberg; Leipzig; Ungarn
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1613 | Hessen…
Anton Prätorius kennt die Gefängnisse und klagt über die Richter
Er war evangelischer Pfarrer in verschiedenen Gemeinden in Hessen auch im Dienst des Ysenburg-Büdinger Grafen als Hofprediger. Mehr über ihn bei Hexenprozessen. Sein Buch, aus dem die Auszüge unten stammen, kannst du mit Klick auf den Button haben..... Darunter Auszüge aus dem Buch zum Thema "Gefängnisse".
Klick auf die Seite, um sie ganz lesen zu können.
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Ein furchtbares Jahr
aus Pohl, Herbert - Zauberglaube und Hexenangst im Kurfürstentum Mainz, S. 129 ff, 339
Der alte Hexenturm, abgerissen beim Neubau des Krankenhaus, Stadtarchiv Dieburg
und der "Ausweichturm", wenn der alte überfüllt war; Foto Linz
1628 | Frankfurt
Gefängnisse waren auch die Konstablerwache, hier nicht zu sehen hinter dem Zeughaus oben am Zeilende. Es wird auch von Türmen berichtet: Katharinenturm, Frankfurter Brückenturm, Rent- oder Zollturm (steht noch als Teil des Historischen Museums)...
Merianplan, Details unten
> Opferlisten
http://www.hexenprozesse-kurmainz.de/geographie/kurmainz/opferlisten.html
> Neben >>>
"Die erste Frage: Ob auch in Warheit Zauberer/ Hexen/und Unholden seyen?"
aus Friedrich von Spees Cautio Criminalis, Seite 1 + 2 der deutschen Übersetzung, Franckfurt am Mayn 1649
> Orte
Büdingen - Darmstadt - Dieburg - Ems -Flörsheim - Höchst - Hadamar - Hofheim - Idstein, Kelsterbach - Lindheim - Montabaur - Oberlahnstein - Seligenstadt - Steinheim - ...
1787 Frankfurt
Im Zuchthaus..Armenhaus. Nachricht schon von früherem Besuch John Howards
Hexenturm mit Angstloch
1634 | Lindheim
Der furchtbare Geis
Der Justizamtmann Georg Ludwig Geis, ein früherer Soldat treibt 2 Jahre in Lindheim sein Unwesen – bis ihn die Wetterauer Ritter absetzen. Der damalige Pfarrer Hölker machte durch seine Aufzeichnungen deutlich, was für ein Mensch Geis war: er hatte u.a. im Krieg eigenhändig einen katholischen Priester erhängt, versucht eine Lindheimerin zu vergewaltigen und Ehebruch betrieben. Nun war dieser Mann für Festnahme von der Hexerei Verdächtigen zuständig und er ging dieser Aufgabe gewissenhaft nach. Derjenige, der eine solche Person anzeigte, bekam eine Belohnung, bei falscher Anzeige musste er 20 Taler Strafe zahlen, was selten der Fall war, da in der Regel verdächtige Personen durch Folter zu Geständnissen erpresst wurden. Verdächtige wurden in das gefürchtete Hexenbuch eingetragen, wodurch auch Nicht-Lindheimer verfolgt werden konnten. Geis bereicherte sich nun an den Verurteilten, da sie enteignet wurden und er einen Großteil des Gutes unterschlug…
Der Legende nach soll Geis im Teufelsgraben vom Pferd gestürzt sein, sich dabei das Genick gebrochen haben und seitdem als Dogge mit glühender Kette dort spuken. Man geht allerdings davon aus, dass er anscheinend unversehrt in seinen Heimatort Selters (Ortenberg) zurückkehrte. http://de.wikipedia.org/wiki/Lindheim#Hexenverfolgung
Ein dunkles Kapitel von Lindheim sind die Hexenprozesse 1630–1665. Anna Kraft, genannt „Pompanna“ war die erste Frau, die der Hexerei angeklagt und zum Tode verurteilt wurde. Unter Folter gab sie weitere Namen von angeblichen Hexen an, so dass auch Elsa Reunick und Anna Schmied zusammen mit ihr 1634 hingerichtet wurden. Die Leichen wurden anschließend verbrannt. Auseinandersetzungen wegen zu hoch empfundenen Steuern gab es nach dem Krieg zwischen den Ganerben und den Lindheimer Bürgern, weshalb ein Oberschultheiß, Georg Ludwig Geis, 1662 ernannt wurde. Der damalige Pfarrer Hölker machte durch seine Aufzeichnungen deutlich, was für ein Mensch Geis war: er hatte u.a. im Krieg eigenhändig einen katholischen Priester erhängt, versucht eine Lindheimerin zu vergewaltigen und Ehebruch betrieben. Nun war dieser Mann für Festnahme von der Hexerei Verdächtigen zuständig und er ging dieser Aufgabe gewissenhaft nach. Derjenige, der eine solche Person anzeigte, bekam eine Belohnung, bei falscher Anzeige musste er 20 Taler Strafe zahlen, was selten der Fall war, da in der Regel verdächtige Personen durch Folter zu Geständnissen erpresst wurden. Verdächtige wurden in das gefürchtete Hexenbuch eingetragen, wodurch auch Nicht-Lindheimer verfolgt werden konnten. Geis bereicherte sich nun an den Verurteilten, da sie enteignet wurden und er einen Großteil des Gutes unterschlug. Ein Handlanger Geis war ein Weber namens Andreas Krieger, der grausam allen Beschuldigungen nachging und die Folterungen durchführte. Selbst vor den Leichen der Gerichteten machte er nicht halt und trieb durch den Leichnam des enthaupteten Heinrich Leschier zusätzlich einen Pfahl, wie es in einer Klage vom 26. September 1665 heißt. In den Jahren 1663 und 1664 erreichten die Hexenverfolgungen in Lindheim ihren Höhepunkt. Wie viele Menschen gefoltert und hingerichtet wurden oder geflohen sind, ist heute nicht mehr feststellbar.
Wolfgang Adolf von Carben machte dem Morden ein Ende, indem er in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ritterrates der wetterauischen Reichsritterschaft und Friedberger Burggraf den Lindheimer Ganerben befahl Geis abzusetzen, was im März 1664 geschah. Der Legende nach soll Geis im Teufelsgraben vom Pferd gestürzt sein, sich dabei das Genick gebrochen haben und seitdem als Dogge mit glühender Kette dort spuken. Man geht allerdings davon aus, dass er anscheinend unversehrt in seinen Heimatort Selters (Ortenberg) zurückkehrte.
Am renovierten Hexenturm erinnert heute eine Gedenktafel an die Opfer der „Schreckensjahre von Lindheim“
Johann Philipp von Schönborn
Ihm haben viele Menschen ihr Leben zu verdanken:
Er beendete die Hexenprozesse.
Freundschaft mit Friedrich von Spee!
Oberes Bild aus dem Begleitheft zur Sonderausstellung "Hexenprozesse in Dieburg 1596 - 1630" im Museum Schloss Fechenbach; noch bis 5. Juni 2022
Unteres Bild der Hexenturm in Dieburg, beim Neubau des Krankenhauses abgerissen.
1652 | Marburg
Orte der Haft
Im Gegensatz zu anderen „Hexentürmen“ im Lande trägt der Marburger Hexenturm [2] seinen Namen zu Recht. Neben vielen anderen Kriminellen saßen hier auch angebliche Hexen in Haft. Im Dachgeschoss gab es eine kleine Wohnung für den Gefängniswärter, und in den beiden unteren Etagen befanden sich hinter vier Meter dicken Mauern 12 kalte, dunkle Zellen. Ursprünglich als Geschützturm errichtet wurde der Bau 1565 zum Gefängnis umgebaut, wozu er 300 Jahre lang diente. Aber nicht nur hier saßen Hexen ein. Da die Gerichtsbarkeit über Kriminalfälle dem Landesherrn unterstand, kamen alle derart Verdächtigen „uffs Schloß“: Auf dem fürstlichen Schloss [1] gab es daher mehrere Gefängnisse. Sie waren um den Burghof gruppiert, wo sich heute der Parkplatz befindet. Auf der Südterrasse mit Blick zur Stadt stand seit dem 15. Jahrhundert ein mächtiger runder Turm, ein sogenannter „Bergfried“ [3]. Sein Untergeschoß diente als Gefängnis, in welches die Gefangenen an Seilen herabgelassen wurden. 1607 hat man den dicken Turm abgebrochen. Wenn wir vom Parkplatz aus Richtung Schloss blicken, sehen wir gegenüber der Bushaltestelle eine rote Tür [5]. Hinter dieser Tür verbarg sich ein Verlies mit drei Zellen, das man 1592 in den harten Fels gehauen hat. „Des Spacius Gemach“ oder auch „die rote Tür“ wurde dieser Raum genannt, wohl wegen seiner schon damals roten Eingangstür. Den Zugang zur Vorburg vom heutigen Schlosspark aus sicherte einst die mächtige Westpforte [4]. Diese hatte einen Aufbau, in dem sich die Wohnung des Pförtners und ein Gefängnis befanden. Später wurde es als „Stockhaus“ bezeichnet, denn hier saßen die Gefangenen „im Stock“, waren also in ihren Zellen angekettet.
w
ww.marburg.de
Catharina Staudinger - Audioguide
https://www.marburg.de/portal/seiten/hexenroute-audioguide-900002372-23001.html
Hexenroute Flyer
Frankfurt wird immer wieder als deutsche Hauptstadt der Kriminalität bezeichnet. Zur Zeit Lersners war es wohl ähnlich; also setzt er zur Verteidigung an: die vielen Nationen, die zwei Messen ziehen Personen an, die schon vorher in Feindschaft lebten oder es auf Rauben und Stehlen anlegen. Diese bösen Leute bringen Frankfurt diesen schlechten Ruf ein.
Wie aktuell Geschichte sein kann: auch heute sind es die vielen Nationen, die vielen Menschen , die in die Stadt strömen, Menschenströme auf Rhein-Main-Airport, Hauptbahnhof, Autobahnen, die reichlich "Delicta" verursachen, wie es die Einwohner allein nicht schaffen würden.
Wie sich die hessischen Territorien im Lauf dieser zwei Jahrhunderte veränderten. Ich versuche das mit den Karten nachzuvollziehen. Klick auf
HessenKarten. Neben die Karte von Frankfurt und Umgebung. Verrückt, wer da alles im heutigen Stadtgebiet die Finger dazwischen hatte. Die Frankfurter haben sich aber auch ziemlich kühn reingeschlichen ins Umland. 1928 haben sie dann , was sie wollten, das "mayntzische" geschluckt: Höchst und die westlichen Vororte. Diese Karte ist von Johann Baptist Homann zwischen 1712 und 1714, mehrfach verändert.
Mich interessiert noch, wo das Gericht westlich von Höchst war.
Von Leipzig aus macht er sich auf, um in Paris ein neues Leben anzufangen, aber er kommt nicht weit, schon nach der zweiten Übernachtung gerät er in die Fänge der Menschenfänger des Landgrafen von Hessen-Kassel, der mit der Vermietung von Menschen an die Engländer Geld verdient.
1804 |
Rockenberg
Kloster wird Strafanstalt
http://www.marienschloss.de/#
Das Kloster Marienschloss wurde zum Zucht- und Arbeitshaus für Männer und Frauen des Großherzogtums Hessen-Darmstadt. Vom Lazarett für heimkehrende Kreuzfahrer bis zum freizügigen Nonnenkloster hatte das Kloster seine Geschichte.
Bild von 1886..HHStAW
Das Kloster war ursprünglich ein Hospiz für zurückkehrende Kreuzfahrer. Es wurde auch einmal aufgelöst, weil die Nonnen es wohl nicht mehr so genau nahmen mit den Regeln. 1804 fiel es dann dem Reichsdeputationshauptschluss zum Opfer und kam in den Besitz des Großherzogtums Hessen-Darmstadt.
Später wurden dort auch Strafgefangene aus Frankfurt aufgenommen, weil Frankfurt erst 1889 die Strafanstalt Preungesheim hatte. Auch das ehemalige Kloster Eberbach nahm Frankfurter Gefangene auf.
1803 Zuweisung von Kloster Eberbach infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an das Haus Nassau-Usingen als Entschädigung für den Verlust linksrheinischer Gebiete. Formelle Aufhebung des Klosters am 18. September. Weitere Nutzung von Teilen der Klostergebäude als staatlicher Weinbaubetrieb - 1813 - 1912 Nutzung von Teilbereichen des Klosters als Strafanstalt ("Korrektionshaus") und seit 1877 als Strafgefängnis. - 1815 - 1849 Nutzung weitere Gebäude als "Irrenanstalt"; Vorgängerin der 1849 bezogenen nahegelegenen Eichberg-Klinik - 1866 Preußische Verwaltung der Klosteranlage nach der Annexion des Herzogtums Nassau durch das Königreich Preußen
HHSTAW 409 - www.kloster-eberbach.de
Der 1810 errichtete Neubau eines Arbeitshauses wurde nach 1813 zum Arresthaus umgewandelt. Unter dem zuständigen Polizeiamt des wieder zur Freien Reichsstadt gewordenen Frankfurt wurden Rechtsbrecher in das Arresthaus und dezentralisiert in die Verwahrräume der Hauptwache , der Mehlwaage , des Grabens und der Konstabler-wache eingewiesen. Krebs
Das preußische Holzdiebstahlsgesetz
und sein Ende
In Preußen wurde das Holzdiebstahls-gesetz erlassen. Was vorher allgemein erlaubt war, das nötige Brennholz für den eigenen Bedarf aus dem Wald zu holen, war jetzt verboten. Die Folge war ein enormer Anstieg der Kriminalität: Von 1836 bis 1849 stiegen die Holzdiebstahluntersuchungen in Preußen von 120 473 auf 249 237. 1865 waren 372 578 Holzdiebstahl-verfahren anhängig. Immer wieder kam es zur Selbstjustiz. Die Menschen waren auf das Brennholz angewiesen. Die Forst-beamten hatten die Pflicht zur Anzeige. Es kam zu schlimmen Körperverletzungen und Tötungen. Gesetze können ungerecht sein, Kriminalität produzieren. Die preußischen Gerichtsbehörden hatten das damals erkannt. Sie selbst regten die Anlegung öffentlicher Holz-magazine an, in denen das Volk billig sein Brennholz beziehen könnte. Holzdiebstähle würden veranlaßt, so heißt es in den Analysen der preußischen Oberlandesgerichte, hauptsächlich durch den großen Holzmangel und die Teuerung des Holzes, also durch wirkliche Not; befördert aber würden sie durch die Meinung des Volkes, daß sie keine eigentlichen und entehrende Diebstähle seien. Die preußischen Justizbeamten erachteten eine strengere Bestrafung der Holzdiebstähle für nicht angemessen, da das Holz in Ermangelung eines anderen Feuerungsmaterials zu den not-wendigsten und unentbehrlichsten Bedürfnissen gehört, und die dringende Not zur Entwendung des-selben zwingt, eine Verschärfung der Strafe daher einerseits dieselben nicht verhüten könne, andererseits aber nur als unnütze Härte erscheinen würde.
aus Dirk Blasius –„Diebshandwerk“ und „Widerspruchsgeist“ in Richard von Dülmen – Verbrechen, Strafen und soziale Kontrolle, S.215ff
Nach Auflösung 1806 wurde später das Refektorium zum Gefängnis für Holzfrevler eingerichtet.
1841 - 1842 | Darmstadt
Der Großherzogliche Gefangenenverein
Am 22. Oktober 1841 genehmigt Großherzog Ludwig II. (1830-1848) die Satzung und bestellt den Vorstand des Vereins zur Unterstützung und Beaufsichtigung der aus Großherzoglich Hessischen Landes- und Provinzial=Strafanstalten Entlassenen.
Am 1. Januar 1842 nimmt der Verein seine Arbeit auf.
Interessant die Maßnahmen, wenn Entlassene an ihrem Wohnort Probleme bekommen....
Das Großherzogtum Hessen (Darmstadt) war 1806 mit dem Beitritt zum Napoleon treuen Rheinbund entstanden und bestand bis 1919.
1866 | Frankfurt +
Friedrich Stoltze (1816-1891) und die Bollezei
Als die Preußen 1866 Frankfurt, das Herzogtum Hessen-Nassau und Kurhessen vereinnahmten, musste auch der liberale Demokrat Stoltze fliehen. Mit seiner Latern hatte er zu viel Kritik an Zensur, Polizeistaat und Autokraten geübt. Dann lieber abhauen für eine gewisse Zeit. - Sein Elternhaus, das Gasthaus Zum Rebstock, das an der Ecke der späteren Braubachstraße / Hasengasse stand, war dann auch schon so eine freiheitliche Zuflucht. An dieser Stelle steht nun das ehemalige Zollamt, jetzt Dependance des Museums für Moderne Kunst (MKK) neben dem Haus am Dom.
Als Gefängnis nennt er hier die Constawelerwach und de Rentethorm
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1868 | Frankfurt
Gründung des Frankfurter Gefängnisvereins - So alt wie der Eiserne Steg
Der Eiserne Steg war gerade, durch eine Bürgerinitiative finanziert, fertig geworden, noch zunächst mit Brückenzoll; die Stadt seit 2 Jahren preußisch, da gründeten 25 Bürger den Frankfurter Gefängnisverein. „So gleichberechtigt, wie in der Freien Stadt die Bürger miteinander lebten, wirkten auch in dem Vertrauensausschuss neben zwei Geistlichen der beiden christlichen Konfessionen, ein Schuhmacher, ein Gastwirt, ein Glaser und ein Advocat zusammen. Die Mitgliederliste, die dem ersten Jahresbericht von 1870 angefügt ist, weist 115 Personen, 8 Damen und 107 Herren aus. Die Berufsangaben der Herren lassen erkennen, dass Engagement für die Gefangenen quer durch alle Berufsgruppen der Stadt Frankfurt ging: 37 Kaufleute, 15 Geistliche (12 ev., 3 kath.), 6 Juristen, 6 Gerichtsbeamte, 9 Städtische Beamte (4 Verwaltung, 3 Polizei, 2 Gefängnis), 6 Rentner, 5 Handwerker, 5 Banquiers, 5 Lehrer, 6 Fabrikanten, Ärzte, Buchhändler (je 2), je ein Gastwirt, Organist, Apotheker, Literat, Actuar der israelitischen Gemeinde.“ - Krebs
Hintergrundbilder Eiserner Steg und Mainkai mit Dom 1905 und 2016-Linz
„Im Ganzen sind 64 Fälle von uns behandelt worden....Elf Individuen (worunter 8 Jugendliche) haben wir auf unsere Kosten (theilweise mit Beihülfe von Gemeinden und Stiftungen) vollständig untergebracht. ...Wir haben ferner acht Familien , welche durch die Verhaftung ihres Ernährers in bittere Noth geriethen, die nötige Unterstützung gewährt....Alle diese Fälle waren höchst dringender Natur, die betreffenden Frauen hatten alle auch Kinder (in einem Fall deren 6). Endlich haben wir in weiteren 45 Fällen entlassene Gefangene mit Obdach, Kleidern und Geld (mit Letzterem nur ausnahmsweise) unterstützt, ihnen Arbeit nachgewiesen oder auch nur Rath und Anweisung erteilt. “
aus dem 1. Jahresbericht des 1. Vorsitzenden des Frankfurter Gefängnisvereins Polizeirath Dr. Speyer, 1870 klick
Da haben die Größen der Stadtgesellschaft den Verurteilten Wege zur Rückkehr gezeigt - waren vielleicht auch welche dabei, die sie verurteilt haben,viele Richter und Staatsanwälte. Lieber Polizeirath Dr. Speyer, du warst ein Frankfurter Jude, großzügig, human, von den Preußen geduldet oder eingesetzt? ich weiß es nicht ...und dann 1871 haben sie dich nach Lüttich (Liège) versetzt...."70/71" vermasselt uns deine Polizeigewalt...Und den Vereinsvorsitz....
Die im Institut für Stadtgeschichten gefundenen Jahresberichte werden in der Themenseite Frankfurter Gefängnisverein veröffentlicht..dauert noch etwas...
1884 | Cassel
Verein zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene im Regierungsbezirk Cassel
„...auf Einladung des Regierungs-Vize-Präsidenten Magdeburg traten am 28. November 1884 im kleinen Sitzungssaal des Regierungsgebäudes zu Cassel 18 engagierte Männer zusammen, wählten einen Vorstand und beschlossen die Gründung des Vereins zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene im Regierungsbezirk Cassel (Gefangenen-Fürsorge-Verein). Am 8. Januar trat dieser Vorstand mit einer Ansprache, in der er die Ziele des Vereins darlegte, an die Öffentlichkeit und bat um Teilnahme an dem begonnenen Werk. „Die Zunahme des Verbrechertums in den letzten Jahrzehnten, insbesondere die erschreckend hohe Zahl der Rückfälle, verlangt mit gebieterischer Nothwendigkeit die Mitwirkung der bürgerlichen Gesellschaft zur Bekämpfung der Ursachen des Verbrechens. Diese Mitwirkung muss in der Richtung in Anspruch genommen werden, daß dem Bestraften bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis die hilfreiche Hand zum redlichen Erwerb zu bieten und ihm Gelegenheit zu geben ist, auf diese Weise von der Bahn des Verbrechens sich sich fern zu halten.“ (Zitat aus dem Jahresbericht von 1886) Bereits Ende 1885 standen 168 Mitglieder in der Kartei, und es konnte auf 41 Fälle verwiesen werden, in denen entlassene Gefangene unterstützt wurden. Festschrift
Das Gefängniswesen in Deutschland, einschließlich der Gefängnisvereine
Das Buch wurde gefunden in der Bibibliothek des J.B. Wagnitz-Seminars in Wiesbadeen
1889 | Hessen +
"Die Schutzthätigkeit soll die Aufgabe erfüllen, Gefangenen, die es ausdrücklich wünschen und dessen würdig sind, mittels materieller oder moralischer Unterstützung im Hinblick auf ihre Entlassung den Wiedereintritt in die menschliche Gesellschaft zu erleichtern und sie vor den Gefahren des Rückfalls zu bewahren; diese Fürsorge ist lediglich Sache der Privatwohlthätigkeit, ein staatlich organisiertes Einschreiten ist weder geboten, noch rathsam. Unter den Begriff der Schutzthätigkeit fällt auch diejenige Fürsorge, welche während der Dauer der Haft des Familienoberhauptes oder Ernährers seiner der wirtschaftlichen Stütze beraubten Angehörigen sich annimmt, um sie und dadurch unmittelbar den Bestraften selbst vor der unheilbaren Zerrüttung zu bewahren, mit welcher sonst das häusliche Leben in sittlicher und wirtschaftlicher Beziehung bedroht ist. Auch erstreckt sie sich auf solche Untersuchungs-gefangene, welche wegen mangelnder Schuld freigesprochen werden müssen, in diesem Zeitpunkt aber von allen Mitteln entblößt und auf fremde Hilfe angewiesen sind.
Die Würdigkeit, bezüglich deren der Anspruch der Strafanstaltsverwaltung das Maß gibt, besteht darin, dass der Gefangene während des Strafvollzugs sich gut geführt und dadurch die Aussicht auf Besserung begründet hat. In zeitlicher Hinsicht kann eine Schutzfürsorge vorbereitend schon während[1] der Abbüßung der Strafe stattfinden; den wesentlichen Ausgangspunct findet sie aber im Zeitpunct der Entlassung, während immerhin auch Fälle einer später nach schon längst wieder erlangter Freiheit einzuleitenden Fürsorge vorkommen. Für diese Fürsorge eröffnet sich das größte Arbeitsgebiet. Sie ist in der Regel vor der Entlassung vorbereitet und äußert sich in der Zuweisung von Arbeit, in der Zuwendung von Mitteln zur Befriedigung der verschiedenartigsten Lebensbedürfnisse und gleichzeitig in der religiösen und sittlichen Beeinflussung des Schützlings. Diese Fürsorge kann eine einmalige oder länger andauernde sein. Im letzteren Fall wird die Aufsicht über den Entlassenen entweder durch den Vereinsvorstand oder aber durch einen besonders für ihn bestellten Fürsorger geführt, in welchem er seinen Rathgeber und Freund, zugleich aber auch einen ernsten Mahner zu erblicken hat., falls die Versuchung zum Schlimmen an ihn herantreten sollte. Correct erscheint es, bei der Einleitung der Schutzthätigkeit nicht zwischen Angehörigen des Staates, aus dessen Strafanstalt der Betreffende entlassen wird, und denjenigen, welche Ausländer sind, zu unterscheiden. Allerdings ist die Praxis hierin noch keine gleichmäßige."
1912 | Höchst am Main
Haftzellen im Bolongaropalast
Kranengasse 5 - im Ostflügel des Bolongaropalastes - dort befand sich ebenfalls ein Gefängnis – Facebook Facebook Gruppe Höchst-Historisch,Sheina Di
Genau, dort befanden sich auch einige Zellen. Diese wurden m. E. zur Ausnüchterung und nach Verhaftungen genutzt. Länger zu inhaftierende Straftäter wurden sicherlich in das Gefängnis hinter dem Gericht (Hospitalstraße) verlegt! Dieses wurde 1910 erbaut und stand bis 2011 in Dienst.
Facebook Gruppe Höchst-Historisch, Jürgen Rohländer
Wie in so vielen größeren Städten entstand in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg in Hanau dieser repräsentative Gerichtsbau und das nicht viel weniger eindrucksvolle Gefängnis.
Als die Farbfotos (rechts oben) geschossen wurden, war es nicht mehr Filiale der Frankfurter U-Haft JVA I sondern Anstalt des Maßregelvollzugs des Landeswohlfahrts-verbandes (LWV) Hessen.
Kurz danach wurde es abgerissen.
SW-Fotos Zentralblatt der Bauverwaltung 1913
Farbfotos Linz
Manches ähnlich wie heute 2022 - aber total anders...
aus dem 46. Jahresbericht des Frankfurter Gefängnisvereins von 1915
In dieser Zeit wurden 14 Männer und eine Frau in Butzbach durch die Fallbeilmaschine hingerichtet. Von 1927 bis 1932 fanden keine Hinrichtungen statt, was wohl auf die Begnadigungspraxis der Weimarer Republik zurück zu führen ist.
Drei Scharfrichter waren nacheinander mit ihren Gehilfen tätig. Bei der letzten Hinrichtung von Frieda Vogler kam es in der Anstalt zu Unruhen. Deshalb verlegte man die Fallbeilmaschine nach Frankfurt-Preungesheim.
aus 100 Jahre Strafanstalt Butzbach 1884 - 1984 unten <<<
1941-1945 | Frankfurt
Ab September 1941 wurden Juden in der Öffentlichkeit durch einen gelben Stern auf der linken Brustseite gebrandmarkt. Am Morgen des 19. Oktober begannen im Frankfurter Westend die planmäßigen Deportationen in die Vernichtungslager des Nazi-Regimes. Über 1000 jüdische Bewohner wurden an diesem Tag aus den Häusern geholt, von der SA am hellichten Tage am Spalier der Passanten vorbei durch die Straßen der Stadt entweder zur Festhalle oder zu den Kellern der Großmarkthalle zusammengetrieben. Von dort wurden sie am nächsten Tag von der Verladerampe in Waggons der Reichsbahn in das polnische Lodz (Litzmannstadt) abtransportiert. Nur drei der 1125 Deportierten vom 19. Oktober überlebten.
Von Frankfurt wurden deportiert: 19.10.1941 Lodz (1125 Menschen) - 11.11.1941 Minsk (1052) - 22.11.1941 Kaunas/Riga (992) - 8.5.1942 nach dem Osten (938) - 24.5.1942 nach dem Osten (930) - 11.6.1942 nach dem Osten (1016) - 18.8.1942 Theresienstadt (1020) - 1.9.1942 Theresienstadt (554) - 15.9.1942 Theresienstadt (1378) - 24.9.1942 nach dem Osten (234) - 1.3.1943 nach dem Osten (11) - 16.3.1943 Theresienstadt (41) - 12.4.1943 Theresienstadt (12) - 19.4.1943 nach dem Osten (17) - 16.6.1943 Theresienstadt (19) - 28/29.10.1943 nach dem Osten (20) - 8.1.1944 Theresienstadt (56)
Quelle: Internationaler Suchdienst - aus www.aufbau-ffm.de Die Seite wurde aufgelöst.
Die elf Transporte aus Frankfurt am Main z.B. erfassten 4227 Personen, von denen 3385 ermordet wurden, 841, ebenfalls namentlich genannt, die Befreiung erlebten und ein Schicksal ungeklärt ist. Diese Transporte hatten als Kennziffer die Zahl XII und in der Übersicht über die Deportationsgebiete erhält der Leser, die Leserin weitere Informationen. Von den aus Frankfurt Deportierten waren 2563 Menschen älter als 65 Jahre und 134 Kinder jünger als 15 Jahre. Sie kamen aus Frankfurt und der unmittelbaren Umgebung, sowie aus Wiesbaden und beim Transport XII/5 auch aus dem entfernten Kassel. Im vorletzten Transport XII/10 vom 18. Februar 1945, der 616 jüdische Partnerinnen und Partner sowie Kinder aus „Mischehen“ vom Frankfurter Ostbahnhof nach Theresienstadt brachte, befanden sich auch Menschen aus Leipzig, Halle, Wiesbaden, Darmstadt, Gießen, Hanau, Koblenz, Düsseldorf und Köln.
im Theresienstädter Gedenkbuch – www.studienkreis-widerstand-1933-45.de
"Die Stapoleitstelle Frankfurt/Main errichtete das größte hessische AEL Heddernheim am 1. April 1942 in einem Vorort der Mainmetropole. Waren anfangs 100 bis 200 inhaftierte Männer überwiegend mit dem Lageraufbau beschäftigt, so stieg ihre Zahl bald auf rund 400 Gefangene.
Die größten Gefangenengruppen in Heddernheim stellten Franzosen, Russen und Polen, aber auch Belgier, Deutsche, Niederländer, Jugoslwaen waren unter den Insassen.
Lagerleiter war der SS-Untersturmführer und Kriminalsekretär der Frankfurter Gestapo, Hans Tauber.
Die Häftlinge mußten für die nahe gelegenen Vereinigten Deutschen Metallwerke (VDM), die Frankfurter Stadtverwaltung und diverse Baufirmen Transport-, Erd- und Aufräumarbeiten verrichten."
"Im hessischen AEL Heddernheim wurden mindestens 17 Menschen von der Stapoleitstelle Frankfurt/Main gehenkt."
Lofti - KZ der Gestapo, S. 190f, 211,
...der Gefangenen. verspricht aber bis zur Ankunft der Behörde, die das Lager aufzulösen hat, das Beste zu tun (to make the best). Herr Moreau übersetzt seine Worte in die französische Sprache. Ein brausender Beifallssturm begrüßt den Vertreter der USA. Ungezäjlte Hände winken dem Mann des Volkes zu, welches zur Befreiung tausender Gefangener gekommen ist... S Fogel S. 338
Tagline hier
Des Vereins Hauptätigkeit besteht darin, die Gefangenen wieder in Arbeit zu bringen. Da unter den jetzigen Verhältnissen kaum jemand Zeit und Kraft hat, sich nebenberuflich und unentgeltlich um fremde Angelegenheiten zu kümmern, hat der Verein zwei Fürsorgerinnen eingestellt, von denen die eine die Frauen, die andere die Männer betreut.
Im vergangenen Geschäftsjahr sind vom Verein rund 1000 entlassene Strafgefangene in jeder Weise betreut worden.
1948 | Frankfurt
Die stark beschädigte Rudolfschule wird erster Offener Vollzug in Hessen <
Die stark beschädigte Rudolfschule in der Rudolfstraße in der Nähe des Hauptbahnhofes war der erste „Offene Vollzug“ in Hessen. Trümmerbeseitigung und Ernährung der Bevölkerung sichern, waren die Aufgaben der ausgewählten Gefangenen… Sie ist Vorläuferin des Gustav-Radbruch-Hauses in Preungesheim. > 1959
Aus Magistratsakte 47/69 Sig. 7.739: In der Akte entsteht vom 1.3.1933 bis zum 30.09.1948 eine Pause – [Wurden hier Dokumente bewusst vernichtet?]. Schreiben des Hessischen Staatsministers für Justiz an den OB der Stadt Frankfurt vom 1.10.1948: Betr. Belegung der Rudolfschule mit
Strafgefangenen. Die TV GmbH [Trümmerverwertungsgesellschaft] will die Rudolfschule von den Gefangenen räumen, da sie etwa 150 Arbeiter aus der bisher im Südflügel untergebrachten Gewerbeschule dort unterbringen will. Die Räumung der Schule von den Gefangenen sei aber wegen des außerordentlich hohen und weiter steigenden Gefangenenstandes unmöglich, erklärt das Staatsministerium und fordert, ein Behelfsgefängnis für 450 Gefangene zur Verfügung gestellt zu bekommen. Derzeit seien die Gefangenen für die Öffentliche Verwaltung und die Privatwirtschaft eingesetzt. Es wird betont, man sei gerne bereit, für den Ausbau des Gebäudes Strafgefangene einzusetzen. Der OB schlägt mit Schreiben v. 8.12.1948 wegen der günstigen Lage und Raumaufteilung die Liebfrauenschule zur Unterbringung der Strafgefangenen vor. Durch den Ausbau würde der weitere Verfall dieser Schule verhindert.
8.8.1949 Beschwerde des Adolf Conring, Butter- und Käsegroßhandlung: Betr. Verwendung der Rudolfschule als Gefängnis. Conring schreibt: Nach 3 Einbrüchen und 10 Einbruchsversuchen in sein Anwesen, Rudolfstraße 7, sehe er sich veranlasst, gegen die Verwendung der Rudolfschule als Gefängnis Beschwerde zu erheben. Den Gefängnisinsassen sei es jederzeit möglich, aus dem Gefängnis sein Grundstück und den Geschäftsbetrieb zu beobachten, so daß sich hier eine besondere Gefährdung ergibt. Es sei ferner schwer zu verstehen, dass die gefährdete Bahnhofsgegend, durch die Verwendung als Gefängnis noch weiter gefährdet wird. Trotz dieser Sachlage werde seinem Betrieb kein Wachhund zugestanden. Er sei genötigt, „gegen jede weitere Gefährdung Einspruch zu erheben und bitte um sofortige Abhilfe.“
Im März 1955 wird der Mietvertrag bis 1957 verlängert, da das Stadtschulamt ein Grundstück auf dem Gelände der ehemaligen Wöhlerschule, Lindenstraße 10-12, für einen Neubau gefunden hat. Sie erhält den Namen „Neue-Westend-Schule“. Die Schule bleibt vorerst im Besitz der Justiz und ist Eigentum der Stadt Frankfurt.
Aus PIA-Sammlung [Presse-Information-Amt], ISG, Sig. S6b 38/1695: Die Welt 1952: Vor vier Jahren wurde die stark beschädigte Rudolfschule als Zweiganstalt für die Haft- und Strafanstalt wieder aufgebaut. In den vier Jahren verbüßten 650 Gefangene ihre Strafen. Abendpost 29.4.1952: Haftanstalt Rudolfschule wird nicht aufgelöst. Frankfurter Rundschau 29.8.1958 Zweiganstalt Rudolfschule wird ab dem 1.10.1958 nach Preungesheim verlegt. Einige Jahre später verkauft die Stadt das Grundstück der ehemaligen Rudolfschule. Heute ist es mit einem Wohnblock bebaut.
Das Gefangenenbildungswerk ist heute noch tätig in der
1 JVA Kassel I
2 JVA Kassel II
3 JVA Kassel I - Zweiganstalt Baunatal
4 JVA Kassel I - Zweiganstalt Kaufungen
5 JVA Schwalmstadt
6 JVA Butzbach
7 JVA Fulda
8 JVA Frankfurt am Main III
In der (8) JVA Frankfurt am Main I gab es nie eine Unterstützung; war ja "nur" Untersuchungshaft.
Der Hessische Ministerpräsident Georg August Zinn rief Fritz Bauer 1956 als Generalstaatsanwalt nach Frankfurt am Main, wo er bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1968 lebte.
Der Frankfurter Auschwitz-Prozess begann am 20. Dezember 1963. Externer Link: Insgesamt sollten 24 Männer wegen NS-Verbrechen im Kontext des Konzentrationslagers Auschwitz angeklagt werden. Richard Baer, der letzte Kommandant von Auschwitz, starb ein halbes Jahr vor Prozessbeginn, ein weiterer Mann schied krankheitsbedingt aus dem Verfahren aus. Hauptangeklagter war Robert Mulka, der Adjutant des früheren Lagerkommandanten Rudolf Höß. Der Prozess hieß offiziell "Strafsache gegen Mulka u.a.". Neben Mulka standen unter anderem drei Lagerärzte und Mitglieder der SS-Wachmannschaften vor Gericht.
Angehört wurden insgesamt 359 Zeugen aus 19 Ländern. Etwa zwei Drittel von ihnen waren ehemalige Interner Link: KZ-Häftlinge. Für sie waren die Aussagen oft besonders belastend – nicht nur, weil sie traumatische Erlebnisse schildern mussten, sondern auch, weil ihre Erinnerungen zum Teil von den Verteidigern und Richtern infrage gestellt wurden. Sie berichteten von Foltermethoden, "Selektionen", Tötungen und Misshandlungen durch Ärzte. Diese Aussagen sorgten auch international für großes Aufsehen.
Die Angeklagten ihrerseits leugneten die Existenz der Verbrechen in Auschwitz oft nicht. Sie gaben jedoch häufig an, Erinnerungslücken zu haben, oder bestritten, persönlich an diesen Taten beteiligt gewesen zu sein. Außerdem beteuerten sie, auf Befehl gehandelt zu haben. Scham oder Reue für die Taten zeigten sie nicht. aus bpb kurz&knapp
www.fritz-bauer-institut.de/bauer.htm
"Bullen, Richter, Staatsanwalt, in die neue Haftanstalt" skandierten Demonstranten, als im Mai 1973 die Untersuchungsgefangenen von der alten "Hammelsgasse" im Gerichtsviertel (Ecke Seilerstraße/ Konrad-Adenauer-Straße) in die neue Anstalt in Frankfurt-Preungesheim verlegt wurden. Mit ca. 1000 Gefangenen bei 613 Haftplätzen war die neue Anstalt sofort überfüllt. Ein Zustand, der sich während der gesamten Betriebsdauer nicht mehr ändern sollte.
Es waren die Zeiten, in denen intensiv über ein neues Strafvollzugsgesetz diskutiert wurde; es trat 1977 in Kraft. Humanerer Strafvollzug war ein Schlagwort. Die Untersuchungshaft hatte man bis in die 2000er Jahre vergessen, als endlich Untersuchungshaftvollzugsgesetze in den Ländern kamen.
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Zu geringeren Haftstrafen Verurteilte wurden in die JVA Dieburg gebracht. Immer wieder kamen Briefe .
„Soll ich den B. heute in den Gottesdienst lassen“, fragte mich gestern ein Bediensteter, „der randaliert wieder und schreit in seiner Zelle herum. Wenn
im Gottesdienst was passiert, wir sind heute so wenig Personal.“ „Natürlich“,sage ich, und mir ist gar nicht wohl dabei; dem B. ist nämlich kürzlich seine
Prachtfrau weggelaufen. – Und dann sitzt B. ganz brav in der hintersten Reihe; beinahe hätte er sogar das Evangelium in Serbo-Kroatisch vorgelesen, aber das macht dann sein Kumpel. Mord, Körperverletzung, Verletzung der Unterhaltspflicht und Beförderungserschleichung (fahren Sie 3x in der U-Bahn schwarz und zahlen nicht, dann sind Sie im Knast), Bestechung, Erpressung, Zuhälterei, Vergewaltigung, Totschlag, Betrug, Diebstahl, Raub, Bildung krimineller und terroristischer Vereinigungen, Wirtschaftsvergehen... Sie alle
lesen täglich in der Presse davon, was menschliche Schwäche, unglückliche Umstände, Lust und Habgier, Hass und Gemeinheit bewirken. – Dann besuche ich die so Verdächtigten und schon Abgestempelten in ihrer Zelle – und sie sind
nicht die Bestien, wie man sie sich beim Lesen der Kriminalberichte vorstellt. Meist sind sie so normal, wie Sie und ich – und ich behandle sie auch so – die
meisten Bediensteten tun das übrigens auch. Sie werden ihnen gerechter als die breite Öffentlichkeit.
Für das Gustav-Radbruch-Haus einschneidende bauliche Maßnahmen und Änderungen im gesamten Vollzugsgeschehen der Anstalt erfolgten 1987 und 1988, nachdem das Hessische Justizministerium die Anstalt als Ort der Hauptverhandlung gegen den Flugzeugentführer und mutmaßlichen Mörder Mohamed Hamadi bestimmte. Da das Verwaltungsgebäude als Unter-bringung für zur Sicherung des Prozesses eingesetzte Polizei- und Justizkräfte benötigt wurde, mussten - notgedrungen - die gesamte Anstalts-verwaltung und das Krankenrevier in für Gefangene bestimmte Unterkunftsgebäude verlagert werden. Der komplette Betrieb der Anstaltsküche wurde in die Justizvollzugsanstalt Frankfurt/M III ausgelagert, ein neues Pfortengebäude zum Zu- und Abgang für Bedienstete sowie Gefangene wurde errichtet, weiter wurde der Maschendrahtzaun der ursprünglichen Außensicherung durch einen stabilen Gitterzaun ersetzt..
aus https://justizvollzug.hessen.de/JVA-Frankfurt-IV
JVA I alt. Foto vom Dach des Zellenbaus..aus einem der obersten Fenster rechts wurden die Fotos von der JVA III, der Frauenanstalt rechts gemacht. Linz
1993 | Frankfurt
Schwester Nonne hat Besuch ...
in der JVA Frankfurt am Main I alt
Seelsorgehelfer haben nach dem Staatsvertrag zwischen den hessischen Bistümern und dem Land Hessen einen ähnlichen Status wie die hauptamtlichen Gefängnisseelsorger. also auch Anspruch auf einen Schlüssel und ein Büro....habe ich zumindest immer behauptet...und die Anstaltsleiter haben mit gemacht. Das Justizministerium sah das etwas anders, hat aber nichts dagegen unternommen....So konnte Schwester Nonne ihre Gefangenen auf den Stationen abholen und in ihrem Büro im Zwischentrakt in aller Ruhe ihre Gespräche führen.
Noch immer sehe ich die bangen Blicke des Kirchenchores von St. Matthias in Nieder-Roden vor mir, die sich nach oben richteten, wo die Gefangenen erwartungsvoll über die Geländer gebeugt auf die Besucher hinab schauen.. bei einem Weihnachtskonzert im Kleinen Haus...Wie toll es durch die Halle klang
Es war so vieles anders da im alten "Weibergefängis" von 1889...als im nebenan gelegenen Betongefängnis der JVA ...Das Wandbild neben gibt die Stimmung der Untersuchungs-gefangenen deutlich wieder.
Der Zachäusverein verwaltet für die Seelsorge und Sozialarbeit dort die Geldbußen der Staatsanwalt Darmstadt, Zweigstelle Offenbach mit Karl Hinsberger + .
Die kolumbianische Lehrerin Frau B., die in Deutschland verheiratet ist, unterrichtet ehrenamtlich in der JVA I kolumbianische Gefangene mit Grundschulwissen. Sicher waren auch andere Latinos dabei.
Als die JVA I nach Weiterstadt verlegt wurde, machte sie auch weiter, fuhr sogar im Gefangenenbus dorthin mit.
Leider hatten wir damals noch keinen Förderverein. Wir hätten sie so gerne richtig finanziert.
"Gefängnisverein", das klingt nach enger Beziehung zu Gefängnissen. Es ging dem FGV aber immer zuerst um die Hilfen für Entlassene und deren Angehörige. Starthelfer für ein neues Leben wollte der Verein seit seiner Gründung sein.
Die Adresse "Frankfurter Gefängnisverein" drückte natürlich auch den Betreuten den Stempel auf , den sie in ihrer neuen Welt schon gar nicht brauchen konnten...
Lange wurde im Vorstand, bei den Mitarber:innen und Mitglieder diskutiert; dann kam dieser Vereinsname heraus.
Perspektivwechsel e.V.
Soziale Verantwortung seit 1868
Hessisches Untersuchungshaftvollzugs-gesetz
HUVollzG vom 1.11.2010
https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-UVollzGHErahmen
Hessische Strafvollzugsgesetz
HStVollzG vom 1.11.2010
https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-StVollzGHEV5P83
Hessisches Maßregelvollzugsgesetz
MVollzG HE vom 1.1.2004
https://www.rv.hessenrecht.hessen.de/bshe/document/jlr-MVollzGHEV5P1
Hessisches Sicherungsverwahrungsvollzugsgesesetz
Ein Innenhof (Freihof) der JVA I
2012|Frankfurt +
Am 15. August wird die neue JVA Frankfurt am Main I eröffnet. Von hinten, wo niemand vorbeikommt, (rechts) sieht es etwas bunter aus, von vorne (unten), wo der gesamte Zugangsverkehr eintrifft, ist es eine scheußliche, abschreckende Beton-wand mit drohender Wirkung.
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Arbeitsmöglichkeiten und Ausbildungsplätze werden angeboten.
https://justizministerium.hessen.de/sites/justizministerium.hessen.de/files/2021-09/broschuere_arbeitswesen_2021_0.pdf