HessenGefängnisse

 damals, gestern und heute


im Rahmen der internationalen Entwicklung

 angereichert durch persönliche Erfahrungen



 Hessen war schon mal mehr als das heutige Bundesland. Niederlahnstein, Oberlahnstein, Bad Ems, Kaub,

Mainz, Worms,  Aschaffenburg  im Großherzogtum Frankfurt (1810-1813) waren auch mal Hessen,

 sogar Bad Wimpfen als Frankfurter Enklave. 


Schmerzlich willkommen! 


gertlinz@web.de


 Letzte Bearbeitung 22.10.2023 - 11:30 Uhr


"Schöner Sitzen" - Der Umzug eines Untersuchungshaftgefängnisses - https://www.youtube.com/watch?v=_wg3J2JDfD4


oben:  Strafanstalt Preungesheim bei Frankfurt > 1889 - aus   Frankfurt und seine Bauten,


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Hexenverfolgung Oberlahnstein

Hexenverfolgung in Oberlahnstein

- 1573, 1574, 1575 | Zunächst nur 3 Jahre
  • Der Hexenwahn tauchte in Oberlahnstein 1573 ganz plötzlich auf und dauerte nur drei Jahre an. Im ersten Jahr wurden zwei Zauberinnen verurteilt und „erseufft“ sowie drei „Weiber verbrennet“. Diese hatten bei den Verhören eine weitere Frau der Zauberei bezichtigt. Da ihr offensichtlich bekannt war, dass es bei einer derartigen Anklage wegen der „peinlichen Verhöre“ (Folter) nahezu unmöglich war, seine Unschuld zu beweisen, erhängte sie sich in ihrem Haus. Der Witwer heiratete dann eine Frau aus Niederlahnstein, von der er nur drei Wochen später „aus ahnregungh boesen feindis“ im Bett erschlagen und im Misthaufen verscharrt wurde. Kurz darauf grub die Mörderin die Leiche wieder aus, wickelte sie in Stroh und ließ sie so drei Wochen im Stall liegen. Vor Gericht gab sie an, alles auf „Anweisung eines bösen Feindes“ (vermutlich Wahnvorstellungen) getan zu haben. Wegen dieser „unerhört schrecklichen that“ wurde „die Täterin ausgewiesen“. Eine gesunde Frau wäre hingerichtet worden. 
  • Im Jahr 1574 fand keine Hinrichtung statt. Nur „ein in der Nacht gefangenes Weib“ wurde nach den Verhören, in denen sie „nichts bekennen“ wollte, des Landes (Kurmainz) verwiesen. Sie brauchte also nur nach Niederlahnstein (Kurtrier), Braubach (Kurpfalz) oder Rhens (Kurköln) zu gehen, um im Ausland zu sein. 1575 ist im Schöffenbuch nachzulesen, dass zwei Zauberinnen „in der Carthause“ ersäuft und drei Frauen dort verbrannt wurden. Danach kehrte jahrzehntelang Ruhe ein.
Pressedienst Stadt Lahnstein 25.9.2008
 - 1622, 1630, 1631 | Hexenspürer
  • Erst im Chaos des Dreißigjährigen Krieges fanden 1622 und 1630 wieder Hexenprozesse statt, bei denen zwei Männer hingerichtet wurden, im Jahr 1630 durch Enthaupten und Verbrennen.  Zum Vergleich: Im Jahr 1630 starben in Koblenz 24 Menschen wegen Hexerei, in Becheln zwei, in Rhens in den Jahren 1645-1647 zehn. Weitere Verfolgung wurde dann von dem aufgeklärten Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (1647-1673) verboten.

  • In Oberlahnstein galt das Weihertal als Tanzplatz für die Orgien dieser Hexen. 1630/31 wurden Adam Eymuth und Johann Weissbecker als Hexenspürer („magiae inquisitores“) eingesetzt. Sie hatten jeden Bürger zu beobachten und anzuzeigen, der entweder verhext oder als Hexe anzusehen war. Im Hexenturm wurden diese Menschen von dem Foltermeister mit raffiniert ausgeklügelten Marterwerkzeugen so grausam gefoltert, dass sie vor Schmerzen den Verstand verloren und in ihrer geistigen Machtlosigkeit auch Unmögliches und Unglaubliches zugaben. Das Erdgeschoss des Turmes diente als Verlies, hatte es doch als einzigen Zugang ein Loch in der Decke, durch das die Gefangenen abgeseilt wurden. Nach einem Bekenntnis wurden sie „in der Carthause“ (vermutlich beim Michelstor neben dem Salhof) oder am Schlierbach verbrannt oder ersäuft.                                        Stadtarchiv Lahnstein 2008
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