Am 19. Februar 1943 berichtete der Vorstand des Strafgefängnisses Preungesheim dem Generalstaatsanwalt, dass heute Abend in der Zeit von 20 Uhr bis 20.18 Uhr sechs vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu Tode verurteilte Protektoratsangehörige und ein weiterer Häftling, der Feindsender abgehört hatte, hingerichtet wurden. Am 18. März 1943 starben in der Zeit von 19.30 Uhr bis 20 Uhr elf zum Tode Verurteilte, und am 23. Mai 1944, gegen 15.20 Uhr, endete Johannes V. auf dem Schafott. – In einem Brief an den Generalstaatsanwalt in Frankfurt vom 28. Juli 1944 schreibt der Direktor des Anatomischen Instituts in Frankfurt; „Wenn ich den Betrieb aufrechterhalten soll, bin ich in erhöhtem Maße auf die Leichen Hingerichteter angewiesen. Ich wäre daher der Generalstaatsanwaltschaft zu Dank verpflichtet, wenn bei Zuweisung mein Institut bevorzugt würde.“
In einem Schreiben vom Juli 1942 wird gesagt, dass der Reichswirtschafts-minister durch einen Erlass zugestimmt hat, an Aufsichtsbeamte, die in der Nacht vor der Hinrichtung mit der Beaufsichtigung der Verurteilten und den Vorbereitungen der Vollstreckung betraut sind, jeweils einige Zigaretten ohne Abgabe von Karten zu verabfolgen. Für die Strafanstalt Preungesheim wurden zunächst monatlich hundert und ab 1. November 1942 zweihundert Zigaretten zur Verfügung gestellt.
Die Fallbeilmaschine kam von Mainz über Butzbach in die Strafanstalt Preungesheim. In jüngster Zeit war sie in der Anstalt nicht mehr aufzufinden.
Durch rote Plakate an den Litfaßsäulen erfuhr die Frankfurter Bevölkerung zum letzten Male im September 1942 vom Vollzug von Hinrichtungen in Preungesheim. Es handelte sich um sechs aus Frankfurt stammende und einen aus Wiesbaden gebürtigen Antifaschisten. Akten weisen nach, dass man sie im Juni 1942 vor dem Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt hatte. Die Reihenfolge der Hinrichtung der sieben, die am 17. September 1942 ab 5.30 Uhr in Preungesheim vorgenommen wurde, war genau festgelegt und erfolgte in Zeitabständen von fünf Minuten. Otto H., der jüngste der zum Tode Verurteilten, wurde als fünfter zum Fallbeil geführt. Tapfer schritt er zwischen den Beamten über den Hof zum Hinrichtungsraum. Er blickte noch einmal zum Himmel auf und sagte: „Die schönen Sterne. Ich werde sie nicht mehr sehen.“
Pülm, Wolfgang . Preungesheim –Altes Dorf-Junger Stadtteil , 1990, Hgb Frankfurter Sparkasse, S. 90 ff