ZUCHTHAUS


Die erste Anstalt, welche ausdrücklich zum Zweck der Befreiung der Städte von Landstreichern und Bettlern geschaffen wurde, war wahrscheinlich Bridewell in London (1555)


Bild aus Krause, Geschichte des Strafvollzuges, S.31

In Wiesbaden wird das Zuchthaus auf dem Michelsberg 17.. gebaut, in Kassel 17..,  Wagnitz beschreibt es .. in Mainz...., GH Darmstadt nutzt  das Marienschloss bis zur Strafanstalt Butzbach für Zuchthausgefangene...auch aus Frankfurt...Der Name "Zuchthaus" abgeschafft...wann?


Amsterdam ...




Das Zuchthaus war  eine Verbindung von Armenhaus, Arbeitshaus und Strafanstalt...Zuchthäuser um 1800 - Die Schuldgefangenen haben ihre Frauen und Kinder oder auch liederliche Weiber bei sich, so dass deren Zahl zuweilen die der Gefangenen übersteigt. Außer den eigentlichen Gefangenen finden sich in den Gefängnissen Idioten und Geistesgestörte, die den Gefangenen und Besuchern zur Belustigung dienen. Der Verkehr der Gefangenen ist ungehindert, der Gefangenenwärter kommt oft das ganze Jahr nicht in die Gefängnisräume; ein Gefangener versieht sein Amt, gewöhnlich der größte Spitzbube. Die Gefangenen geben sich ihre eigenen Gesetze, nach denen sie auf ihre Weise Ordnung unter sich aufrecht erhalten ... Die Gefangenenwärter sind meist Personen übelsten Rufes, schlecht bezahlt, häufig ganz ohne Gehalt; auf die Gebühren, welche sie von den Gefangenen erheben sollen, angewiesen, benutzen sie ihr Amt, um durch schlechte Behandlung, Anlegung schwerer Eisen von den Gefangenen Geld erpressen und durch den Verkauf von Spirituosen um einen hohen Preis an Gefangene und deren Besucher Geld zu ergaunern. Dadurch wird der Posten so einträglich, dass er als Pfründe verschenkt oder verkauft wird ... Mit einem Wort, das Gefängnis ist Kloake, Verbrecherschule, Bordell, Spielhölle und Schnapskneipe, nur nicht eine Anstalt im Dienste des Strafrechts zur Bekämpfung des Verbrechens. 

Karl Krohne in seinem Lehrbuch der Gefängniskunde


Die Zuchthäuser des 17. und 18. Jahrhunderts
__________________________________________________
aus Ortner, Klaus - Gefängnis 

Die Masse der Arbeits- und Ehrlosen erregte das Mißfallen der Regierenden. Hinzu kam der durch die Säkularisierung verursachte Wegfall der traditionellen Armenversorgung.

„Das Zuchthaus war im wesentlichen eine Verbindung von Armenhaus, Arbeitshaus und Strafanstalt. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die Arbeitskraft unwilliger Menschen nutzbar zu machen. Indem die Gefangenen innerhalb der Anstalt zur Arbeit gezwungen wurden, sollten sie zugleich zum Fleiß erzogen und beruflich ausgebildet werden. Nach ihrer Entlassung sollten sie, wie man hoffte, sich dem Arbeitsmarkt freiwillig zur Verfügung stellen.“ 
s. Rusche/ Kirchheimer 1974, 49

Eine innere Differenzierung der Insassen gab es kaum. In der Regel wurden keine Unterschiede zwischen Armen, Kranken, Irren, Vagabunden, Waisen und Kriminellen gemacht. Alle wurden unterschiedslos unter das gemeinsame Dach des Arbeits- und Zuchthauses gezwungen. Was alle Problemgruppen miteinander verband war die Unfähigkeit, für den Unterhalt aufzukommen. Mit Zwangsarbeit schienen alle diese Probleme lösbar. Es mußten nur möglichst „viele, starke, faule, freche, geile, gottlose, muthwillige und ungehorsame, versoffene Trunkenbolde und Bierbalge, sowohl Frauen als Mannspersonen, die in Untugend, Hurerei, Büberei und in allerlei Sünd und Schand erwachsen“ ins Zuchthaus gebracht werden, um die armen, verlassenen Schäflein von den stinkenden Böcken zu unterscheiden, so heißt es in einer Hamburger Zuchthausordnung von 1622.Polster/Möller 1984, 15

Seit seiner Einführung wurde der systematische Freiheitsentzug stets mit dem moralischen Ziel der Besserung befrachtet. Das kam nirgends klarer zum Ausdruck als in dem edlen Brauch, dass die Opfer der großzügig verabreichten Prügelstrafe hinterher ihrem Zuchtmeister sagen mussten: „Ich danke für die gnädige Strafe.“

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts hatte sich das Zuchthaussystem durchgesetzt. Meist waren die Häuser in Gebäuden untergebracht, die zuvor für andere Zwecke genutzt worden waren – in Klöstern, Burgen, Hospitälern. In dieser Zeit gab es keine systematische Differenzierung. Zwar gab es einige wenige pragmatische Ansätze, etwa in Amsterdam, wo Prostituierte, Trinker und Kriminelle in getrennten Sälen untergebracht waren, ebenso waren Frauen und Männer in verschiedenen Häusern, dem „Spinhuis“ und dem „Rasphuis“ inhaftiert.

„Man hatte ...alte Klöster, verlassene Schlösser, unbenutzte Festungskasematte hergenommen ... Dahinein stopfte man alles, was auf der Straße nicht herumlaufen sollte, wahllos, ohne Trennung nach Alter und Wesensart, ja mitunter ohne Trennung der Geschlechter. Die sanitären Verhältnisse waren schlimm. Das Personal bestand aus vielfach fragwürdigen Zuchtknechten, die unter mangelhafter Aufsicht mit der Peitsche herrschten, aber auch schwungvollen Schnapshandel bei den Insassen trieben.“ s. Schmidt 1960, 13

Die Zuchthäuser und Gefängnisse gerieten unter diesen Verhältnissen zu „Hochburgen des Verbrechens“, wie sie der Engländer Adshead nannte.